Der PORSCHE zum Preis einer ENTE?!

Wir schrieben das Jahr 1986 – ja … das war im letzten Jahrtausend!

Ich bekam meinen ersten „Computer“ (Victor Sirius – NP: 13.000,- für sagenehafte 1000,- DM!) – dort installiert war eine CAD-Software (AutoC…) Aber moment – von „Installiert“ kann man nicht reden, denn der „Computer“ besaß genau ZWEI 5,25″-Diskettenlaufwerke (nicht IBM-kompatibel …) – Festplatten waren unbezahlbar …

Begeistert & infiziert von diesen vollkommen neuen Möglichkeiten begann ich, mein aktuelles Studienprojekt (Architektur, TH Darmstadt) mit eben dieser genialen Software zu zeichnen – jedoch bei der ersten Korrektur (auf Din A4 – 9-Nadel-Lochstreifen-Papier …) riet mir Herr Prof. M. Bächer, den „Computer“ in den Bach zu werfen und wieder ans Zeichenbrett zu gehen … Gezeichnet wurde dieses Projekt dann DOCH mit dem „PC“, allerdings am Zeichenbrett für den Herrn Professor durchgepaust …

Mit den Jahren wurde aus dem Victor Sirius ein „richtiger“ PC (386er NeatBoard mit bahnbrechenden 16 MHz, 1024 kB RAM sowie einer sauteuren 20 MB-Festplatte!) – die CAD-Software (immer noch AutoC…) ließ sich also auf dem Gerät „manifestieren“, was von großem Vorteil war …

Mein Studium war Geschichte – ich selbständig. Nein – nicht als Architekt, sondern als jemand, der Wissenshungrigen das Zeichnen am PC beibringt und die Werkzeuge (PC, WIN3.11, Hercules-Monitor f. Textfenster, Grafik-Tablett …) organisiert. Mit der Zeit wurde so gut wie jedem klar, dass diese CAD-Software mehr ist als „nur“ ein Werkzeug … sie war inzwischen sehr mächtig geworden und u. a. in der Lage, durch eine Programmiersprache (A…Lisp) z. B. im Bereich der Variantenkonstruktionen erweitert zu werden. Wiederkehrende Bauteile (Treppen, Türen, Fenster etc.) wurden in LISP „programmiert“ und erleichterten den Zeichnern nicht nur die Arbeit, sondern waren auch geschwindigkeitstechnisch von immensem Vorteil!

Beispiel: für eine einfache Treppe wurden STUNDEN der Planung benötigt – immer noch begleitet von Geodreieck & Taschenrechner … Schlaue Zeichner legten ihre Treppe dann als BLOCK ab, um diesen für andere Zeichnungen in veränderter Form nutzen zu können! Natürlich immer mit Aufwand, da die Variablen sich in fast jedem Fall unterschieden … bei einfacheren Dingen wie z. B. Fenstern eine gute Sache – nur … das BLOCK-Verzeichnis auf der Festplatte schwoll ob der vielen Variationen sehr schnell an!

Variantenkonstruktionen …

Meine erste Lisp-Routine brauchte für die „Planung“ einer einfachen Treppe (Stahlkonstruktion, Kunde aus dem Bereich Lagertechnik) nur noch Angaben zur lichten Geschoßhöhe und Lauflänge/-breite, sowie den Einfügepunkt am Bildschirm. Variablen wie z. B. „Mindestauftrittsfläche“ und „Mindestantritt“ waren hinterlegt – ALLE Variablen wurden berechnet und die Treppe war in Sekundenbruchteilen GEZEICHNET & bemaßt. Wir reden hier von „2D“, das Programm zeichnete Grundriss UND Ansicht/Schnitt!

So ging es dann weiter – weitaus kompliziertere Variantenkonstruktionen folgten … Ein Blockhaus-Hersteller z. B. benötigte nicht mehr TAGE, um ein individuelles Blockhaus zu zeichnen, sondern Minuten – er war nicht gerade der Schnellste an der Tastatur … Grundriss, Ansichten & Schnitte – alles sauber gezeichnet und komplett vermaßt. Stückliste?! 1 Tag programmiert und die Stückliste lief auf Knopfdruck aus dem 9-Nadeldrucker …

Damals – AutoC… schlug mit knapp 12.000,- DM zu Buche und natürlich war mein Aufwand auch nicht gerade gering! Aber durch die LISP-Routinen und die damit verbundene (immense!) Zeitersparnis hatte es sich für meine Klienten in kürzester Zeit amortisiert!

Heute – PC’s sind schon für ’n „Appel und’n Ei“ zu haben … AutoC… schlägt immer noch mit bis zu 6.000,- € zu Buche – je nachdem, welche der zahlreichen „Versionen“ man gerne sein Eigen nennen möchte! Mal ehrlich – wir nutzen von unserem Hirn gerade mal bis zu 5 % – manche mehr, andere weniger – und ich kenne tatsächlich welche, die nutzen es GAR NICHT … Nun habe ich eine Software, die ich TEUER bezahlen muss und … nutze diese auch nur zu max. 5 %!! Viele wissen gar nicht um den gesamten Befehlsumfang ihrer Software und wozu diese in der Lage WÄRE … Diese Tatsache wird klaglos hingenommen, denn das Ergebnis ist ja stimmig!

Ein Beispiel: Mit NotePad (integrierter GRATIS-Texteditor JEDES Windows-Pc’s!) kann JEDER Texte verfassen, formatieren und ausdrucken. Aber irgendwann ist irgendjemand auf die Idee gekommen: Der User braucht MEHR … und hat ein Programm geschaffen, das SEHR VIEL mehr kann – SO VIEL mehr, dass der User nicht mehr überblickt, was machbar ist!

Wann haben SIE zum letzten Mal einen Serienbrief ausgedruckt- oder ein ganzes BUCH geschrieben?!

Zurück zum Zeichnen am PC …

Seit mehr als 20 Jahren bin ich nun eingefleischter AutoC…-Fan – und mal abgesehen von der „etwas“ merkwürdigen Preis- und UpdatePFLICHT-Politik wäre ich es sicher auch geblieben, aber … für das, was ICH am PC zeichne, bräuchte ich nur eine Version aus dem Jahr 2000 (KEIN SPASS!) – meinen Klienten geht es ähnlich (Messebauer, Architekten etc.)! Leider ist man jedoch dazu gezwungen, näch spätestens 2 Jahren ein Update zu erwerben, denn sonst verlliert man nicht nur das RECHT auf (teure!) Updates, sondern müsste die ganze Software NEU ERWERBEN – zum vollen Preis!

In diesem Jahr ist mir durch ZUFALL eine Software „über den Weg gelaufen“, die sich BricsCAD nennt. Lt. Hersteller ist der gleiche Befehlsumfang wie bei AutoC… integriert. Preis: 500,- zzgl. MwSt.

Ich brauche nicht zu erwähnen, was ich im ersten Augenblick dachte … Außerdem mag ich keine DEMOVersionen, aber … die Neugier hat gesiegt und ANSEHEN KOSTET NICHTS! Die Installation (satte 5 Minuten!!) und der Programmstart (keine 5 Sekunden!!) waren schon gleich der erste Schlag ins Gesicht …

Lange Rede – kurzer Sinn: dieses BricsCAD gleicht seinem fast 10 mal so teueren „Bruder“ bis auf’s Haar!! Bei ein paar komplizerten 3D-Geschichten gab es Programmabstürze – aber sonst … UN-FASS-BAR!! Alle DWG’s werden klaglos und schnell geöffnet – auch eine vom Kunden gelieferte „2010er“ (ich habe bei AutoC… 2006 „aufgehört“, mir die teuren Updates anzutun …), die mir der Kunde nochmal „runterkonvertiert“ hätte zukommen lassen müssen … Außerdem musste ich bei meinem 64-Bit-Vista immer das XP virtuell laufen lassen – meine A***-Version (2006?) ließ sich leider nicht direkt unter Vista (64 Bit) installieren!

Spaßeshalber lud ich eine meiner letzten LISP-Routinen (eine SEHR komplexe Türlisten-Variantenkonstruktion, Bereich Sicherheitstechnik) und habe nicht schlecht gestaunt, die Eingabemaske zu Gesicht zu bekommen … Auf Anhieb haben „leider“ nur ältere Routinen funktioniert – die eben angesprochene Applikation war aber innerhalb von 30 Min. auf MEIN NEUES CAD-PROGRAMM umgeschrieben!

Auch mehr aus Spaß fragte ich beim Hersteller BRICSYS an, ob es für „Entwickler“ eine Gratis-Lizenz gibt – was soll ich sagen … EINEN Tag später hatte ich einen Lizenz-Key! Dann ein „kleines Problemchen“ … Support angemailt … 5 MINUTEN später eine aussagekräftige, absolut hilfreiche und vor allem von Menschenhand geschriebene Antwort!

Sorry AutoD… – aber Ihr seit inzwischen anscheinend zu GROSS geworden, um in dieser Art auf uns kleine User reagieren zu können – und mit Eurer Preispolitik sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon lange nicht mehr alle einverstanden … ich werde meinem Klientel ans Herz legen, sich CAD-Programmtechnisch in Richtung BricsCAD zu orientieren und sich von der Preisdifferenz einen ausgedehnten Urlaub auf Barbardos (mit der ganzen Familie!) zu gönnen!

Neue Version …

… seit ein paar Tagen gibt es eine neue Version von BricsCAD (11 DE) – ich wurde per Mail informiert. Diese Version ließ sich mit dem „alten“ Lizenz-Key leider nicht installieren – schade eigentlich. Aber ich komme ja bestens mit der 10er zurecht! Trotzdem schrieb ich heute morgen eine Mail an den BricSYS-Support – nach sagenhaften 10 Minuten hatte eine Anwort … mit einem neuen Lizenz-Key!

Unsereins gibt grundsätzlich sein BESTES – was kaum oder zumindest nur sehr selten auf Dankbarkeit stößt … so ist es die tiefgreifende & m. E. absolut berechtigte Begeisterung, welche mich diesen Text verfassen ließ – denn in der SERVICEWÜSTE DEUTSCHLAND ist ein solches Vorgehen ganz sicher KEIN Standard! Und wenn ich mich recht entsinne … ist es mir SO auch noch nie geschehen!

Also … DANKE BRICSYS!!

Nachtrag Mai 2012:

Inzwischen ist PixelMission auch offizieller BricsCAD-Händler! Zwar konnte ich nach SEHR kurzer Zeit schon (für mich) sagen, dass es sich hier um ein CAD-System handelt, das zu mehr als 99 % keine (CAD-)Wünsche offen lässt … aber inzwischen kann ich es wahrlich guten Gewissens auch weiterempfehlen und somit auch -verkaufen!

Das eine Prozent macht u. a. die Tatsache aus, dass diese geniale CAD-Software NOCH nicht in der Lage ist, die Volumenkörper aus einem Layout mit verdeckten Linien als VEKTORgrafik auszugeben … weder über die grandiose EXPORT-Funktion noch über diverse PDF-Drucker – aber wie ich die Mädels & Jungs (hier sei insbesondere Torsten Moses erwähnt!) bei BricSYS kenne, ist dies auch nur eine Frage der Zeit!